Würdigung

Die Werke von Daniel Ilg wurden sowohl von Künstlern als auch in den Medien aufgenommen. Im Folgenden ein Überblick der wichtigsten Rezensionen.

Eine Begegnung mit Daniel Ilg’s Bildern

Ein Artikel vom September 2010

Anlässlich der Ausstellung 2010 in der Galerie am Platz in Eglisau bin ich auf die Bilder Daniel Ilgs gestossen. Bereits die Einladungskarte, “Osterglocke”, Öl auf Leinwand, 41×33 cm, machte mich auf einen Künstler aufmerksam und neugierig, dessen Werke etwas Geheimnisvolles ausstrahlen. Schwer zu sagen, woher der Zauber rührt. Vielleicht von der Ruhe und der Unaufgeregtheit der Darstellung – die Bilder glühen von innen heraus durch die Art, wie der Künstler seine Farben und Formen einsetzt, wie er Räume schafft, ohne von ihnen Besitz zu ergreifen, so als schwebten sie, bewegt und bedeutungsvoll in ihrer Geste. Daniel Ilgs Bilder strahlen jene stille Kraft aus, die mit dem Wenigen auskommt und Grosses aussagt.

“Kleine Landschaft”, “Hochmoor im Toggenburg”, “Maisfeld” u.a. zeugen von Heimat, verbunden mit dem schmerzlichen Gefühl einer Art von Verlust – für mich am stärksten erfahrbar im Bild “Landschaft (Hönggerberg)”; der schräge steile Hügel, das “Müseli”, war unser letzter Skihang, oberhalb der Stadt Zürich gelegen, darüber das abschliessende Waldstück, der Waidberg, mit dem darin verborgenen Freibad. Skihang und Freiluftbad im Wald existieren nicht mehr, die Häuser, im Bild erst am unteren Rand sichtbar, sind mittlerweile als gefrässige Betonklötze den Hügel hinangekrochen und haben die Idylle zugedeckt. Heute erstreckt sich dort die “Science City” der ETH über der Stadt.

“Eierpfännchen”, in grau abgetöntem Blau, und “Fliedersträusschen”, vom schrägen Viereck des kleinen Tisches behütet, erzählen von den einfachen Dingen des Lebens, die ihr Geheimnis beschützen und bewahren wollen – “Robert Walser”, “Vernissage”, seine Darstellungen von Mensch und Umwelt, verweisen auf den hintergründigen Humor von Daniel Ilg, und wenn ich Ilgs Werk in der Kunstgeschichte verorten müsste, wäre ich unweigerlich in der Nähe von Giorgio Morandi, so verhalten stellen sich die Bildinhalte dar, obwohl sie objektbezogen, einfach und klar zu lesen sind wie die Figuren eines japanischen Kammerspiels.

Überhaupt, die starke Darstellung von Personen! Dabei habe ich den Eindruck, es gehe im Film-Still der Dargestellten in Wirklichkeit um ein unausgesprochenes Davor und Danach, das einer festgehaltenen Szene auf der Bühne zuzuordnen ist, eine Art Abfolge beinhaltend – wie zum Beispiel im Bild “Robert Walser”, Öl auf Lwd. 46×55 cm – Walsers Leben und seine Texte beeindruckten Daniel Ilg, dessen Art, schriftstellerisch Personen und Dinge anzugehen. Das deutet für mich auf eine stille Wesensverwandtschaft hin, nicht zuletzt ausgedrückt in den kleinen Bildformaten, hat doch auch der Schriftsteller eine seiner Erzählungen “Kleines Landschäftchen” getitelt – eine doppelte Zurücknahme als ironischer Unterton.

Doch hinter all der Kraft und der Bewegung von Daniel Ilgs Malerei schimmert für mich auch etwas hindurch, das ich mit Wehmut oder stille Freude umschreiben würde: Dass das Leben so ist, wie es ist.

Präsent und sperrig

Ein Ausschnitt der Broschüre aus dem Jahr 2007

Die Bildordnung ist durch eine bewusste Unauffälligkeit geprägt, welche die atmosphärische Präsenz ins Zentrum der Arbeit stellt. Es ist also weder gesuchter Realismus noch durch Pinselduktus geprägte Abstraktion, welche die Motivumsetzungen prägen, sondern die Suche nach wesentlichen Farbklängen einer Impression. Farborte und deren Gewichtung auf der Leinwand werden so aufgetragen, dass sie dem situativen Eindruck am meisten gerecht werden.Seine Eigenart, viel Lichtpigment in den Schattenpartien und genauso viele verdunkelnde Farbpigmente in hellen Bildpartien zu vermalen, ist nicht nur als Metapher zu verstehen, sondern zeugt vor allem von grossem malerischen und sensiblen Geschick.

Dass dieses überzeugende malerische Werk von einem sympathischen Menschen stammt, wertet dieses weder auf noch ab. Man darf es jedoch mit Freude zur Kenntnis nehmen.

Zeitlos, respektvoll, expressiv

Ein Ausschnitt der Broschüre aus dem Jahr 2007

Die Wahl der Motive scheint bewusst unspektakulär. Sie bewegen sich in den Meridianen des Vertrauten, des unmittelbar Gesehenen, Nahestehenden, des Liebgewonnenen. Visionäres ist nicht gefragt. Sie sind vielmehr Resultate des selektiven, sentimentalen, aber auch forschenden Blicks des Malers, der sich seiner Umgebung bewusst werden will, sie fassen will und in der künstlerischen Umsetzung die adäquate Form anstrebt.In respektvoller Distanz – so scheint es – geht er beobachtend auf die Objekte zu, um sie dann schliesslich in einer entscheidenden Befindlichkeit zu ertappen, einzufangen, und ins Blickfeld zu rücken. Kein schneller Augenblick, wie beispielsweise in der Fotografie, sondern ein genaues Hinsehen und Verweilen sind die unabdingbaren Voraussetzungen dazu.

Und dann sind es Ilgs expressive malerische Gestaltungsmittel, die in bildräumlicher oder farbklanglicher Bestimmt- oder Offenheit die spezifischen Sichten, Stimmungen, Gefühle und Seelenlagen einzufangen vermögen, mit dem selbst formulierten Anspruch, “einen zwitschernden Vogel wirklich wahrnehmen” zu können.

Neue Vorarlberger Tageszeitung

Ausschnitt aus einem Artikel vom 18. September 2001

Sanfte warme Naturfarben bevorzugt Ilg: Oliv- und wacholdergrün, Ocker, Van-Dyck-Braun, und wenn Weiß angesagt ist, dann lässt er es zu warmem Elfenbein oder zartem Grün hin changieren. Ursprünglichkeit, Ruhe und Erhabenheit strahlen sie aus und erzählen von den Ewigkeiten der Natur.

Der Landbote

Ausschnitt aus dem Artikel vom 11. Januar 2000

Figuren und Gegenstände werden in der Regel frontal gezeigt. Sind sie angeschnitten, wird der Eindruck des Unspektakulären noch verstärkt. Gerade deshalb eignet den Bildern eine sanfte Erhabenheit.

Neue Zürcher Zeitung

Ausschnitt aus dem Artikel vom 05. Januar 2000

Daniel Ilg verfügt über eine unverwechselbare Ausdrucksweise, die in einer beeindruckenden Spannweite seiner Motive zum Ausdruck kommt: Landschaften, immer wieder Menschen darin und weidende Tiere, Pflanzen, deren Wachsen zu spüren ist. Er hütet sich, die Hand des Wissenden auf sie zu legen und ihre verborgene Unmittelbarkeit anzutasten; er hat sie, so ist man zu sagen versucht, in ihrem Schlaf überrascht. Sie sind bei sich selbst noch bevor sie sich aus den Dämmerzonen des Daseins ablösen. Damit steht wohl im Zusammenhang, dass sich das Nahe nur um ein Geringes von der Bildtiefe trennt und die Teile fest eingebunden bleiben, um so ins Umgreifende zurückzusinken. Die Formen, selbst solche ganz unterschiedlicher Ordnung, suchen Nähe und Bindung.

Es gibt eine musikalische Malweise, die die Ähnlichkeit im Sinne der Realität nicht mehr verträgt.

Daniel Ilg, 20. September 1997